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Friday 7 December 2012

Lagerfelds Fotoausstellung 'The Little Black Jacket'


Man sagt, The Little Black Dress (LBD), passe überall hin, (bis man sich an einem Junitag in Moabit doch overdressed vorkommt); setze die Persönlichkeit der Trägerin in Szene statt sich selbst (bis jemand sagt:"Ach, du warst auch da?"). Schwarz sei so praktisch (bis man sich blonde Haare vom Revers zupft); Schwarz stehe einfach jedem (bis jemand sagt: "Du siehst heute so blass aus!").  
Black is beautiful. 
Und nun gibt es in Berlin die Ausstellung "The Little Black Jacket", eine Hommage von Karl Lagerfeld an Coco Chanel, die das ebenfalls berühmte schwarze Tweedjäckchen 1954 entworfen hatte.  
Es zeigt wunderbar, was Mode ist: während das Jacket heute fast bieder wirkt, war es damals gewagt: gerade geschnitten, ohne Kragen, Rips auf Tweed - das war ein Stilbruch (es war die Zeit, in der die Modevorschriften noch strikt und kompliziert waren - "keine wirklich elegante Frau trägt nach 5 Uhr nachmittags eine Krokodillederhandtasche", schrieb Mme Dariaux noch 1964.)  

Fast bieder - außer: man macht was damitUnd dass das geht,  zeigen die 113 Schauspieler und Models, die von Lagerfeld alle in dem Jäckchen fotografiert wurden. Man kann es ganz brav tragen: 



man kann es aber auch mutig mit der Schere verändern:



Was sagt "mein" Ausstellungsexperte: ist die Ausstellung gelungen? 



"Die Hängung ist einfallslos. Es ist eher eine Präsentation (wie in einem Schaufenster) statt eine Ausstellung: durch die Reihung stehen die Exponate untereinander nicht in Beziehung. Ausstellungexponate, die auch im Raum und nicht nur 'an der Wand lang' präsentiert werden, erzeugen Körperlichkeit und zwingen den Betrachter, sich seinen eigenen Weg zu suchen und so selbst Entdeckungen zu machen, statt - wie hier - eine vorgegebene Front abzuschreiten." (H-O Hügel) 
Bei den Fotos fällt auf, dass der Blick der Models, obwohl meist auf den Betrachter gerichtet, durch diesen hindurch geht - es ist ein "posen", das Model nimmt mit dem Zuschauer nur selten wirklich Kontakt auf. (Dazu fällt mir ein Zitat von Lagerfeld ein: "The girl is not selling her private life, but her image."). Die größte Konsequenz zeigt auf dem Foto Anna Wintour: 



 (drei Studentinnen neben mir diskutierten, dass sie a) sofort erkannt hätten, um wen es sich handelte, und b) man egal wo, auch in einer großen Menschenmenge, sofort erkennen würde, dass es sich hier um die große Wintour handle. Ah ja?)  
Der Normalsterbliche jedenfalls muss sich tief bücken, wenn er unter den Fotos Namen und Berufsbezeichnungen der Porträtierten entziffern möchte.  
Mehr erfährt man nicht - das kann man als Ausstellungsmakel deuten, ich aber meine, Karls mokantes Lächeln über den 'Normalzuschauer' (Eintritt frei) darin zu sehen: wie bei den Luxusmarken wird subtil betont, dass man unter sich bleibt - der Connaisseur weiß sowieso Bescheid. 
Und: Verpackung ist alles. Du kannst den untersten U-bahn-Schacht nehmen - schwarz ausgekleidet, mit ein paar edel gekleideten Bodyguards am Eingang (dabei hingen nur Drucke da, nicht mal Fotos) und ein paar schönen Lichtreflexen wirkt im ziemlichen Dunkel alles gleich edler.  


Allerdings schrieb Mme Dariaux unter "Ideal Wardrobe" auch: 
"A really elegant woman never wears black in the morning. - Eine wirklich elegante Frau trägt morgens kein Schwarz.
weshalb die Ausstellung täglich auch erst um 11 Uhr öffnet. 

(noch bis 14.12. in Berlin, Eventlocation U3 Bahnhof&Tunnel, Potsdamer Platz 1)

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